Schweizer Pionierarbeit im Kommunalfahrzeugbau

Mit dem Projekt MEKG – Multifunktionales Elektro-Kompakt-Grundfahrzeug wurde erstmals ein vollelektrisch betriebenes Kommunalfahrzeug in der 8-Tonnen-Klasse entwickelt, aufgebaut und erfolgreich im Alltag getestet. Realisiert wurde das Projekt von der SUNCAR AG in enger Zusammenarbeit mit der Viktor Meili AG und der Rusterholz Gruppe, unterstützt durch das Bundesamt für Energie (BFE) im Rahmen seines Programms zur Markterprobung innovativer Fahrzeuge und Maschinen.
Von der Teilelektrifizierung zum vollelektrischen Geräteträger
Die technische Machbarkeit einer Elektrifizierung leichter Kommunalfahrzeuge wurde bereits in früheren Pilotprojekten und Kleinserien erfolgreich unter Beweis gestellt. Aufbauend auf diesen Erfahrungen und dank kontinuierlicher Fortschritte bei Energiespeichern und Antriebstechnik war der nächste logische Schritt die Entwicklung eines vollelektrischen Fahrzeugs in der 8-Tonnen-Klasse.
Basierend auf dem Meili VM 7000 wurde das MEKG als neue interne Plattform für vollelektrisch betriebene Kommunalfahrzeuge und Geräteträger konzipiert. Im Fokus stand eine umfassende Effizienzsteigerung zur Maximierung der Betriebszeit, um einen möglichst unterbrechungsfreien Arbeitsalltag zu ermöglichen.
Technische Innovationen und Softwareintegration im Fokus
Eine zentrale Herausforderung lag in der Softwareintegration: Die Abstimmung zwischen Fahrzeug-Software, Fahrmotorsteuerung in allen Betriebszuständen sowie der Gestaltung neuer elektrischer Schnittstellen für die Anbaugeräte erforderte gezielte Entwicklungsarbeit.
Der ehemals hydrostatische Fahrantrieb wurde durch einen elektrischen Direktantrieb ersetzt. Dafür wurde ein speziell entwickeltes Getriebe gefertigt und integriert. Auch die bisher hydraulisch angetriebenen Anbaugeräte – wie Schneepflüge oder Mäher – wurden vollständig elektrifiziert und mit passenden Schnittstellen ausgestattet.
Zwei Fahrzeugvarianten im Praxiseinsatz
Gemeinsam mit Meili und Rusterholz wurden zwei Fahrzeugvarianten entwickelt und fertiggestellt. Beide befinden sich aktuell in einer umfassenden Testphase zur Sammlung von Betriebsdaten.
1. Standardausführung für kommunale Anwendungen
Die Standardausführung basiert auf der URS.e-Grundausstattung von Meili mit einer Batteriekapazität von 120 kWh. Eine Brücke ermöglicht den flexiblen Einsatz in kommunalen Betrieben. Eine oder zwei elektrische Schnittstellen erlauben den Betrieb einer Vielzahl an Anbaugeräten, darunter:
- Wassertank mit Pumpe
- Schwemmanlage oder Giessarm
- Böschungsmäher
- Schneepflug oder Schneefräse
- Kran
Eine CCS-Schnellladeschnittstelle sorgt für kurze Ladezeiten und ganztägige Einsatzfähigkeit – auch bei intensiven Aufgaben.
Nach erfolgreichen Tests des Demofahrzeugs wurde die Standardversion bereits mehrfach aufgebaut und hat sich im täglichen Betrieb bewährt. Alle getesteten Anwendungen, etwa Schneepflug, Salzstreuer, Schwemmbalken, Böschungsmäher und Transportfahrten, lassen sich problemlos über längere Zeit ausführen. Einzig der durchgehend intensive Einsatz mit Schneefräse bleibt aufgrund des hohen Energiebedarfs anspruchsvoll, kann aber durch gezielte Schnellladepausen bewältigt werden.
2. Sonderausführung: Feuerwehr-Ersteinsatzfahrzeug (EEF)
Die zweite Variante ist ein speziell entwickeltes Erst-Einsatz-Fahrzeug (EEF) für Feuerwehren. Auch dieses basiert auf dem URS.e, wurde aber für schnelle Einsatzfahrten und robuste Szenarien optimiert:
- 60 km/h Höchstgeschwindigkeit
- 1500-Liter-Löschwassertank
- Zwei elektrische Löschpumpen
- Sechsmann-Kabine, Dachleiter und weiteres Einsatzmaterial
Das Fahrzeug wurde Mitte 2023 von der Gebäudeversicherung Kanton Zürich (GVZ) in Andelfingen in Betrieb genommen. Es eignet sich dank der geräuscharmen Fahrweise auch ideal für Trainings- und Übungseinsätze.
Ergebnisse und Ausblick
Die Rückmeldungen aus der Pilotphase sind durchwegs positiv: Das MEKG überzeugt durch Zuverlässigkeit, Alltagstauglichkeit und Wirtschaftlichkeit. Die Systemeffizienz ist gegenüber konventionellen Diesel-Fahrzeugen bis zu achtmal höher, während sich die CO₂-Emissionen je nach Strommix um bis zu 87 % senken lassen.
Das Projekt zeigt deutlich: Die Zeit ist reif für vollelektrische Kommunalfahrzeuge auch in höheren Gewichtsklassen. Weitere Spezialaufbauten – beispielsweise für die Kehrichtentsorgung – befinden sich bereits in Umsetzung.
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